01.04.2020 Fellbacher Zeitung Auffallende Ruhe an den Spender-Liegen
Kernen Voranmeldung, Temperaturmessung und viel Abstand: Beim Blutspendetermin ist wegen Corona einiges anders. Von Harald Beck
twas Schlangestehen ist angesagt, auch beim Blutspenden in Corona-Zeiten. Denn wie beim Einkaufen
ist manches anders bei den Spendenterminen, auf die diejenigen gerade jetzt mindestens so regelmäßig wie in normalen Zeiten angewiesen sind, die für laufenden Nachschub an Blutkonserven für die
Krankenhäuser sorgen. „Es ist ganz wichtig, dass wir unsere Spender bei der Stange halten, und dass die Prozesse beim Blutspenden zuverlässig weiterlaufen“, sagt Alfred Kneer. Er hat für den Blutspendedienst
des Roten Kreuzes die Aktion am Dienstag im Bürgerhaus in Kernen organisiert – die wegen der Corona-
Pandemie besondere Regeln hatte. Mit der Resonanz ist er sehr zufrieden. Immerhin haben sich über das eigens eingerichtete Online-Terminreservierungssystem 160 Spender angemeldet. Neu war das – allerdings
überschaubare – Warten am Eingang, denn jeder Spender hat nicht nur einen Spenderplatz reserviert bekommen, sondern auch gleich eine Uhrzeit. Auf den Spenderliegen gilt ein Viertelstundentakt.
Jeweils für 15 Minuten sind Blocks von sechs Spendern eingeplant, sechs weitere Liegen im
Saal des Bürgerhauses in Rommelshausen diesen als Reserve, falls sich ein Spendevorgang
mal hinzieht. Ganz wichtig beim neuen Spendemodus, erklärt Kneer: Der ausreichende Abstand zwischen den Liegen, zwischen den Laborplätzen, zwischen den Arbeitsplätzen der Ärzte und natürlich
zwischen allen Beteiligten. Am Eingang wartet auf die Spendenwilligen zunächst eine Handdesinfektion
samt Großplakat mit den entscheidenden Fragen: „Kontakt zu Infizierten, Aufenthalt in Risikogebieten, Krankheitssymptome?“ Wer bei der anschließenden Fiebermessung mehr als 37,5 Grad aufweist, wird
nach Hause geschickt – mit entsprechenden Verhaltensmaßregeln. Doch das digitale
Thermometer kennt auch nach unten kein Pardon: „Low“, zeigt es wiederholt an – zu kühl der Kandidat. Gut zwei Minuten und acht Messwiederholungen braucht es, bis der Schreiber dieser Zeilen mit exakt
stirngemessenen 34,3 Grad die Spendehalle betreten darf.
Registrierung, kleines medizinisches Labor samt Dokumentation und das Arztgespräch – alles im Prinzip wie gewohnt, aber in sorgfältig und großzügig getrennten Bereichen. Und was auch rund um die
Liegen auffällt: Es geht extrem ruhig zu. Das sei, sagt Organisator Kneer, auch die hauptsächliche Rückmeldung der Spender über das seit 14 Tagen geltende Spende- Prozedere. Was sie bisher an Reaktionen von Spendern bekommen hätten, sei alles positiv. „Dass es so ruhig, überschaubar und geordnet zugeht, das wird als angenehm empfunden.“ Exakt das bestätigt später, am Ende des quasi ohne jegliche Kreuzungspunkte gestalteten Spendenrundkurses, beim Verlassen des Bürgerhauses durch den Lieferantenzugang eine junge Blutspenderin aus Kernen. „Völlig in Ordnung,“ sagt sie zu der neuen Art des Spendens in Zeiten der hoher Ansteckungsgefahr: „Das war hier alles echt entspannt.“ Und an der guten Laune dieser Spenderin hat auch der gestrichene Vesperraum mit Bewirtung für alle, die ihr Blut spendiert haben, offenkundig nichts geändert. Hier gibt es heuer lediglich eine unbemannte Bedientheke, an der sich jeder Spender zum Lohn für die gute Tat zwei Getränke und Schokolade nehmen darf. Da gehe es nicht nur um die Vermeidung einer Gruppenbildung beim Vespern, sagt Kneer. Man versuche auch beim eigenen Personal und den Helfern von den örtlichen DRK-Gruppen mit so wenig Leuten wie möglich auszukommen. Auch an den Helfern beim Blutspendedienst geht schließlich – bei allen beidseitigen Sicherheitsmaßnahmen beim Blutspenden – die Corona-Pandemie nicht spurlos vorüber. „Wir haben natürlich auch schon einige unserer Leute in den Krankenstand verloren“, sagt Blutspende- Manager Kneer. Da sei klar, dass bei sogenannten Hot-Spot-Terminen mit bis zu 300 oder 400 Spendern eben nicht an einem Tag zwei oder drei Teams gestellt werden können. Auch hier gelte in Corona-Zeiten die Maxime des maximalen und sorgfältig geordneten Entzerrens: „Da müssen wir dann eben auch Spendetermine über zwei oder drei Tage und nur mit einem Team machen.“