02.06.2017 Fellbacher Zeitung Kardiologen kämpfen gegen den Herzinfarkt
Waiblingen 18 Herzspezialisten aus dem Landkreis wollen in einem Verein über die Symptome und das richtige Handeln in einer Akutsituation aufklären. Von Frank Rodenhausen
Rund 300?000 Menschen erleiden in Deutschland jedes Jahr einen Herzinfarkt, heruntergerechnet sind im Rems-Murr-Kreis 1550 Personen per anno betroffen. Trotz immer wirkungsvollerer medizinischer Gegenmaßnahmen stirbt nach wie vor jeder dritte von einer Herzattacke Betroffene. Davon die überwiegende Zahl vor dem Eintreffen in einer Klinik. Das müsste nicht sein, sagen Experten. Denn würden die Symptome schnell erkannt und sofort richtig behandelt, dann stiege auch die Überlebensrate bei den Infarktopfern dramatisch an.
18 Kardiologen aus dem Rems-Murr-Kreis haben deshalb jetzt den Verein „Gemeinsam gegen den Herzinfarkt“ gegründet. Der Name ist Programm, die Initiative laut dem Vorsitzenden Thomas Eul, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Notfallmedizin am Rems-Murr-Klinikum Winnenden, bisher in dieser Form einzigartig. Das Ziel sei, die Aufklärung über die Symptome des Herzinfarkts und entsprechendes Handeln voranzutreiben.
Rund 40 Veranstaltungen haben sich die Ärzte pro Jahr vorgenommen, in denen Firmen, Vereine, Ämter oder andere Gruppierungen und Organisationen von Spezialisten geschult werden sollen. Das Themenspektrum reicht von allgemeinen präventiven Maßnahmen über das schnelle Erkennen eines Herzstillstands bis hin zu einer richtigen Laien-Reanimation. Ganz praktisch soll bei den Veranstaltungen unter Anleitung eines Mitarbeiters des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) auch der richtige Umgang mit einem Defibrillator erklärt und geübt werden.
Darüber hinaus will der Verein gemeinsam mit dem DRK auch ergründen, an welchen Orten und Stellen im Kreis ein solches Reanimationsgerät vorhanden und wie zugänglich es für die Öffentlichkeit jeweils ist. Alle Standorte sollen erfasst und in einer Karte aufgenommen werden. Diese Übersicht könnte insbesondere der Rems-Murr-Rettungsleitstelle zur Verfügung gestellt werden, sodass diese wiederum potenzielle Ersthelfer gezielt instruieren und lotsen kann.
Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre angelegt und wird durch das Münchener Helmholtz-Zentrum unter Leitung von Professor Karl-Heinz Ladwig wissenschaftlich begleitet. Eine repräsentative Forsa-Umfrage hat zum Auftakt bereits den aktuellen Kenntnisstand der Rems-Murr-Bevölkerung in Augenschein genommen, am Ende der Projektzeit soll diese Befragung wiederholt und die Ergebnisse verglichen werden.
Sollte sich nämlich zeigen, dass die Initiative im Rems-Murr-Kreis erfolgreich gewesen ist, könnte sie landesweit auch als Vorlage für andere dienen. Oder, wie es Thomas Eul scherzhaft ausdrückt: „Wir werden sehen, ob wir die Welt ein kleines bisschen verbessert haben.“