06.04.2013 Fellbacher Zeitung Fast alle können wieder heim
Waiblingen Die Ursache für den Hochhausbrand am Donnerstag muss erst noch geklärt werden. Ein Mann und eine Frau liegen mit schweren Verletzungen in einer Spezialklinik. Kathrin Wesely
Waiblingen Noch immer schwebt ein Mann nach dem Feuer in dem Hochhaus in der Friedrich-Schofer-Straße in Lebensgefahr. Der 31-Jährige war zu Besuch bei seiner Bekannten im fünften Stock, wo das Feuer ausbrach. Er soll noch versucht haben, die Frau und sich über den Balkon zu retten. Auch seine 34-jährige Gastgeberin erlitt bei dem Brand schwere Brandverletzungen. Beide werden derzeit in einer Spezialklinik behandelt.
Wie vermeldet, war am Donnerstagabend gegen 20 Uhr die Feuerwehr wegen eines Brandes in dem elfstöckigen Wohnhaus alarmiert worden. Mehr als 100 Personen leben darin. Der Brandherd lag in besagter Wohnung, von wo aus dicke schwarze Rauchwolken in die darüberliegenden Wohnungen zogen. Zehn Parteien mussten ihre Wohnungen verlassen. Die Stadt Waiblingen quartierte die Leute kurzfristig im Hotel 'Adler' in der Altstadt ein.
Die meisten von ihnen konnten inzwischen schon wieder in ihre Wohnungen zurückkehren, heißt es bei der Stadt. Mit kräftigem Lüften, Putzen und Waschen dürften die Spuren des Brandes beseitigt sein. Auf den langen Korridoren der betroffenen Stockwerke bemerkt man so gut wie gar nicht, dass es im Haus gebrannt hat. Anders an der Fassade: Oberhalb der Brandwohnung ist sie schwarz verrußt, und in der Wohnung direkt über dem Brandherd sind die Fensterscheiben zerborsten.
Über die Höhe des Schadens lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt noch keine genauen Angaben machen. Er 'geht vermutlich in die Hunderttausende', hieß es gestern in der Pressemitteilung der Polizei. Die Besitzerin der Immobilie ist die Firma Hans-Gerd Schweizer, Bauverein Waiblingen eG..
Bislang ungeklärt ist ferner die Brandursache. Kriminaltechniker seien momentan vor Ort, aber es könne dauern, bis konkrete Ergebnisse vorliegen, sagt die Polizei. Aller Wahrscheinlichkeit sei der Brandherd in der Küche der Zweizimmerwohnung zu finden. Nicht ganz unerheblich könnte bei den Ermittlungen der Umstand sein, dass sowohl die Frau als auch ihr lebensgefährlich verletzter Besucher polizeibekannte Drogenkonsumenten sind.
Die Wirtin der Gaststätte 'Hochhaus' im Parterre berichtet von einer dramatischen Szene: Sie will beobachtet haben, wie sich der 31-Jährige aus der Brandwohnung im fünften Stock zum Balkon der darunter liegenden Wohnung gehangelt hat. Schopf, Rücken und Arme hätten in Flammen gestanden - eine menschliche Fackel. Einige Hausbewohner erzählen, dass trotz Sturmklingelns nicht alle im Gebäudemitbekommen hätten, dass es brennt. Denn einige würden nachts die Klingel abstellen, weil sie schon zu oft aus dem Bett geläutet worden seien von Leuten, die ins Haus wollten und auf sämtliche Klingelknöpfe gedrückt hatten. Deshalb hätte sie einige Nachbarn per Telefon alarmiert, berichtet die Wirtin. Nicht alle hätten den Ernst der Lage sofort erfasst. Ein Bekannter habe gemeint, er müsse sich erst mal seine Beinprothese anschnallen.
Mit dem Krisenmanagement zeigen sich die Hausbewohner zufrieden. Die Helfer seien toll gewesen und die Stadt habe rasch zwei Busse hingestellt, in denen sich die Hausbewohner aufwärmen konnten. Der Oberbürgermeister Andreas Hesky war kurz nach 20 Uhr an der Friedrich-Schofer-Straße und lobte seinerseits den Einsatz von Feuerwehr, Polizei und Deutschem Roten Kreuz: 'Mir hat das gezeigt, dass man sich auf die verlassen kann.' In den vier Stunden, die Oberbürgermeister Hesky vor Ort war, habe er auch sehen können, 'dass die Hausgemeinschaft offenbar sehr gut funktioniert - obwohl es ein Hochhaus ist und man doch immer sagt, da gehe es eher anonym zu'.
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