09.12.2024 Waiblinger Kreiszeitung Rotes Kreuz Rems-Murr: Neue App alarmiert Ersthelfer im Notfall
Rems-Murr-Kreis Im Notfall zählt jede Sekunde. Das Rote Kreuz erleichtert nun Ersthelferinnen und -helfern die Arbeit, damit sie schnell am Einsatzort sein und bei Bedarf einen Menschen reanimieren oder ihm auf andere Art und Weise Soforthilfe leisten können. Dieser Tage geht eine neue App in Betrieb, die freiwillige Retterinnen und Retter alarmiert und zum Notfallort lotst.
Zuvor müssen sich die betreffenden Personen beim Rems-Murr-Kreisverband des Roten Kreuzes als qualifizierte Helferinnen und Helfer registrieren und sich für die Nutzung der App freischalten lassen. „Am 10. Dezember öffnen wir unser System für geeignete Helfer. Wir wollen noch mehr Menschenleben retten“, wird DRK-Kreisgeschäftsführer Sven Knödler in einer Mitteilung zitiert.
Rettungskette wird verstärkt
Mit der Öffnung der neuen Alarmierungs-App namens „corhelper“ für freiwillige qualifizierte Helferinnen und Helfer werde die Rettungskette noch einmal verstärkt. Voraussetzung für die Teilnahme ist laut DRK mindestens eine Ausbildung zum Sanitäter oder Betriebssanitäter oder ein „vergleichbarer medizinischer Hintergrund“.
Ungezählte Leben gerettet
Bisher war das Ersthelfer/-innen-System der Mitteilung des Roten Kreuzes zufolge auf 200 bewährte Kräfte, überwiegend aus den DRK-Bereitschaften, begrenzt. Diese registrierten Kräfte hätten in den vergangenen Jahren Hunderte von Menschen reanimiert und deren Leben gerettet, heißt es in der Mitteilung weiter. Das bewährte Helfer-vor-Ort-System bleibe bestehen und werde nun ergänzt.
Sobald die Integrierte Leitstelle während einer strukturieren Notrufabfrage feststellt, dass eine Reanimation notwendig ist, werde per Mausklick die digitale Rettungskette angestoßen, woraufhin dann weitere qualifizierte Helferinnen und Helfer handeln können.
Lücke zwischen Notruf und Rettungsdienst schließen
„Je mehr Personen an dem Projekt teilnehmen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich bei einem medizinischen Notfall ein ausgebildeter Ersthelfer in der Nähe befindet und alarmiert werden kann. Wir schließen damit die Lücke zwischen Notruf und Rettungsdienst bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand noch weiter“, wirbt auch Landrat Dr. Richard Sigel für das Projekt. „Der Landkreis wird sicherer, wenn mehr Menschen im Notfall qualifiziert helfen können.“
2020 hatte der DRK-Kreisverband eine Ersthelfer-App eingeführt und den Einsatz der ausgebildeten „Helfer vor Ort“ eng begleitet. Die Eintreffzeit liege kreisweit durchschnittlich bei weniger als fünf Minuten.
Sehr oft sind Ersthelfer schneller vor Ort
In etwas mehr als 50 Prozent der Fälle treffen die Helferinnen und Helfer vor dem Rettungsdienst ein, da die App ihren Standort ortet und georeferenziert in Sekundenschnelle jene Helferinnen und Helfer alarmiert, die sich am nächsten zum Notfallort befinden. Diese Funktion mache das "corhelper"-System so wertvoll. Wer einen Einsatzauftrag erhält und annimmt, erhält alle relevanten Einsatzdaten und wird über die App zum Notfallort navigiert.
„Wer über die erforderliche Mindestqualifikation verfügt, es sich zutraut und die Ersthelferalarmierungs-App installiert, kann beim Einsatzstichwort Reanimation die entscheidenden Minuten vor dem Rettungsdienst eintreffen und Menschenleben retten“, erläutert Sven Knödler. Im Zuge des Anmeldeverfahrens werde eine Online-Schulung angeboten, um sich mit dem "corhelper"-System vertraut zu machen, und es werde das Vorgehen bei Einsätzen erklärt.
Unterstützung für Patienten und für Helfer
Das DRK biete zudem regelmäßige kostenfreie Aus- und Fortbildungen sowie eine Mindestausstattung an. Auch eine Einsatzkräftenachsorge nach belastenden Einsätzen bietet der Kreisverband an. Dank der Stiftung des DRK im Rems-Murr-Kreis wurden in vielen Ortsvereinen Peer-Kräfte ausgebildet, die ebenfalls aktiv werden können. „Wir lassen niemanden allein: weder die Patienten noch unsere Helfer“, verspricht Sven Knödler.
Obwohl die Notfallrettung in den vergangenen Jahren im Landkreis noch engmaschiger geworden ist und ein Defi-Netz installiert wurde, können insbesondere in Städten zu Hauptverkehrszeiten sowie in abgelegeneren ländlichen Gebieten im Notfall entscheidende Minuten vergehen, bis professionelle Hilfe eintrifft. Das kann fatale Folgen haben: Ohne Reanimationsmaßnahme sinkt bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand die Überlebenschance eines Patienten pro Minute um zehn Prozent.
Angesprochen sind Menschen mit Bezug zu Medizin
Das DRK wendet sich der Mitteilung zufolge insbesondere an medizinische Fachkräfte, Pflegekräfte, Klinikpersonal sowie an Beschäftigte in Arztpraxen und Gesundheitseinrichtungen, an Mitglieder der Feuerwehren und Rettungsorganisationen und alle entsprechend medizinisch qualifizierten Bürgerinnen und Bürger.
Das Corhelper-System
Informationen gibt es hier sowie bei Heide Wieland, Rotkreuzdienste, Telefon 0 71 51/20 02-77 oder per Mail: rotkreuzdienste(at)drk-rems-murr.de.
Informationen zur App finden Interessierte hier.