17.11.2009 Alkohol - gefährlich, weil anerkannt
Waiblinger Kreiszeitung Kernen i. R. Diskussionsabend zum Thema Jugend und "Komasaufen" in Rommelshausen Kernen. Für Annette Kautz vom Roten Kreuz in Kernen ist Alkohol die schlimmste Droge, die es in Deutschland gibt "weil sie so anerkannt ist". Immer öfter erlebt sie auf ihren Rettungsfahrten volltrunkene Jugendliche, die auf ihren Zustand auch noch stolz sind.
Die Kernener Rotkreuz-Jugend schlägt da andere Töne an: Auf Plakaten und Stellwänden macht sie im Vorfeld einer Podiumsdiskussion im Rathaus auf die Risiken der Volksdroge aufmerksam. Schon bevor sie mit den "Promillebrillen" der Polizei in die Wahrnehmung eines Betrunkenen schlüpften, waren Lena, Vanessa, Sabrina und Larissa (alle zwischen 14 und 16 Jahren) sich einig. Der Spruch "Wer sich an die Party erinnern kann, hat sie nicht erlebt" trifft auf die vier Mädels aus der Jugend vom Roten Kreuz nicht zu. "Total peinlich" sei es doch, wenn nach einer Party alle über einen reden, während man selbst nichts mehr von seinen Eskapaden wisse.
Auch ohne Alkohol lange auf Partys
Die Arbeit an ihren Stellwänden und Infotafeln zum Thema Alkohol war auch für die jungen Autoren selbst lehrreich: Überrascht waren sie, "wie viel Promille in nur einem Glas stecken". Bei ihrer Aktion haben sie sich mit den vielen Risiken des Alkoholkonsums auseinandergesetzt: Was richtet Alkohol während der Schwangerschaft an, wie viele Gläser Bier ergeben welchen Promillewert, warum vertragen Jungs oft mehr als Mädels?
Der Lerneffekt bei der eigenen Jugend spielte für Annette Kautz natürlich eine Rolle. Dass auch ein Leben ohne überschwänglichen "Genuss" von Bier und Schnaps Spaß machen kann, vertritt sie später bei der Podiumsdiskussion: "Ich bin auch ohne Alkohol immer eine der Letzten, die bei Feiern noch da sind.
"Neben ihr nimmt unter anderem Klaus Auer, Leiter des Polizeireviers Fellbach, an der Diskussion teil. Wie die meisten Anwesenden teilt er die Meinung, dass nicht nur Verbote, sondern auch das Lehren des richtigen Umgangs mit Alkohol wichtig sei. Am Beispiel der Weingegend Remstal wird deutlich: Alkoholgenuss ist Teil unserer Kultur, ihn auf Veranstaltungen dieser Art nur zu verteufeln, wäre scheinheilig und wenig konstruktiv. Stattdessen soll für den maßvollen Umgang plädiert werden. Auer zitiert: "Jed' Ding ist Gift und kein Ding ohne Gift, allein die Dosis macht, dass ein Ding zum Gift wird.
"Ebenfalls an der Diskussion beteiligt ist der Suchtmediziner Dr. Friedrich Kramer. Einen Alkoholiker kann man seiner Meinung nach am besten durch Verständnis und Aufzeigen von Alternativen zurück in die Spur bringen, nach dem Motto: "Was könnte der Betroffene schaffen, würde er nicht trinken?" Einfach ist das freilich nicht. Wie so oft ist der erste Schritt zur Besserung auch hier die Bereitschaft, sich seine Sucht überhaupt einzugestehen.
Angenehm fällt auf, dass auch Jugendliche in die Diskussion und das Programm eingebunden werden. In den öffentlichen Diskussionen über "Komasaufen" und ähnlich zweifelhafte "Jugendsportarten" wird sonst nämlich häufig über die Köpfe der eigentlich Betroffenen hinwegdiskutiert.
Kriminalprävention
- Die Veranstaltung zum Thema Alkohol gehört in die Reihe der jährlichen kommunalen Kriminalprävention
- Ziel ist die "Reduzierung von Rechtsbrüchen und die Verbesserung des Sicherheitsgefühls der Bevölkerung".
- Gemeinden, Justiz-, Jugend- und Sozaleinrichtungen sollen dabei mit den Vereinen und Bürgern zusammenarbeiten