22.11.2016 Waiblinger Kreiszeitung Verstecken spielen mit Rettungshunden
19 baden-württembergische DRK-Ausbilder besuchten Mantrailing-Lehrgang in Rommelshausen - Praxistest inklusive
Von unserem Redaktionsmitglied Christiane Widmann
Kernen. Suchaktion in rommelshausen: Mit drei Rettungshunden, Leine und Geruchsproben haben DRK-Ausbilder aus ganz Baden-Württemberg im Ortskern geübt, gezielt Personen zu finden. "Mantrailing" nennt sich diese recht junge Art, Hunde auf Vermisste anzusetzen. Der Lehrgang fand beim DRK Kernen statt. Dort werden derzeit vier Mantrailer-Teams ausgebildet.
Da ist er ja! Mit wedelndem Schwanz kommt Labradordame Dana vor Bernd Hufmann zum Stehen. Hinter ihr, in der Signalkluft des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), folgt dichtauf Markus Wieland. Der Kernener ist der Anführer des zweikopfigen Suchteams. In einer Tüte hatte er Dana ein Kleidungsstück von Hufmann als Geruchsträger gezeigt, anschließend folgt er ihr auf der Spurensuche. Grund zur Freude: Seine schwarzfellige Partnerin hat den "Vermissten" gefunden. "Mantrailing" nennt sich diese Art Suche von dem englischen Worten "man" ("Mensch") und "to trail" ("eine Fährte verfolgen"). Soll heißen: Rettungshunde suchen gezielt nach bestimmten Personen.
Vier Helfer verstecken sich im Ort vor den Spürnasen
"Es ist grundsätzlich noch eine sehr junge Ausbildungsart", erklärt Silke Stech, die Landesbeauftragte für Rettungshunde des DRK Baden-Württemberg. Erst seit etwas 15 Jahren werden dort Zweier-Teams, sogenannte "Mantrailer", bestehend aus Personensuchhund und Führer ausgebildet.
Bei der Kerner Ortsgruppe waren nun 19 baden-württembergische Lehrmeister zu Gast. Unter der Leitung des Mannheimer Prüfers Dieter Schemenauer gaben sich sich gegenseitige Hinweise und Anregungen, worauf sie bei der Ausbildung von Mantrailer-Teams achten sollten.
Solche Fortbildungen werden vom DRK dreimal pro Jahr angeboten, damit alle Ausbilder teilnehmen können. Denn Sie sind in erster Linie Hundeausbilder, nicht spezielle Lehrer für Mantrailing. Mit einem Grundbestand an Methoden erziehen sie Hunden verschiedene Sucharten an, von der Flächensuche, in der ein bestimmtes Gebiet nach sitzenden oder liegenden Personen abgesucht wird, bis zum Mantrailing. Teil der Fortbildung in Kernen waren Praxisbeispiele, bei denen die Hundeführung begutachtet werden konnte. Darum gingendie Ausbilder mit drei Hunden - der Kernener Suchhündin Dana sowie zwei weiteren Hunden aus Reutlingen und Calw - auf die Suche nach vier Freiwilligen, die sich in Rommelshausen versteckt hielten, beim Rathaus, in der Beinsteiner, Hinteren und Uhlandstraße.
Schon am Vormittag hatte Heide Wieland, seit 2013 die Gruppenleiterin Rettungshunde des DRK Kernen, Statisten gebeten, nach einer vorgegebenen Route durch den Ort zu ihrem jeweiligen Zielpunkt zu pilgern. Dort holte Wieland sie ab. Am Nachmittag kehrten die "Vermissten" wieder mit dem Auto an den jeweiligen Endpunkt zurück, als ihre Gerusspur schon weniger deutlich war. "Es ist ein Unterschied, ob die Spur ganz frisch ist oder schon mehrere Stunden alt". führt Heide Wieland aus. "Ein ausgebildeter Mantrailer kann das unterscheiden. Er muss dann der neusten Spur folgen."
Dann ging es ans Versteckspiel: Am Ausgangspunkt der Pilgerroute wurde den Suchhunden eine Tüte mit einem Geruchsträger unter die feinen Nasen gehalten. Diesen Geruch nahmen sie auf und verfolgten ihn. Unterwegs wurde der eine oder andere Passant beschnüffelt - ist das schon der Gesuchte? -, bis endlich der "Vermisste" gefunden war.
So heiter die Schulung klingt: Sie hat einen ernsten Hintergrund. DRK-Rettungshunde werden ja grade dann angefordert, wenn Menschen wirklich vermisst werden. "Die Wahrscheinlichkeit das ein Mantrailer jemanden findet, ist relativ hoch", erklärt Schemenauer. Zumindest im Vergleich zur weniger gezielten Flächensuche. Das am Ende einer solchen Sucht nicht nur schönes lauert, ist vorstellbar.
Schemenauer betont deshalb: Nicht nur auf die Tiere müssen die Ausbilder achten. Auch die Hundeführer müssen fit gemacht werden - für alles, was da kommen mag.
DRK Mantrailer
Insgesamt sechs geprüfte Mantrailer-Teams gibt es derzeit beim DRK Baden-Württemberg: je zwei in Mannheim und Sindelfingen, je eines in Ludwigsburg und Göppingen.
70 DRK-Ausbilder können die Schulung zukünftiger Mantrailer begleiten. Beim Ortsverein Kernen sind es vier Ausbilder für Rettungshunde