24.08.2010 Eingespieltes Team auf sechs Beinen
Fellbacher Zeitung Serie "Rettungshunde aus Kernen": Bobby aus Mallorca lernt Menschen zu suchen und Hindernisse zu überwinden. Von Eva Herschmann
Bobby steht vor dem Gerüst aus vielen Leitern, Brettern, Rosten und schiefen Ebenen, das vor dem Vereinsheim aufgebaut ist. Er fiept vor Vorfreude. Sein Herrchen Markus Wieland, Sanitätshelfer beim DRK-Ortsverein Kernen, kann ihn kaum noch zurückhalten. Mit seiner Begeisterung bringt der Mischling aus Mallorca eine wichtige Voraussetzung mit, um ein erfolgreicher Rettungshund zu werden.
Vier ausgebildete Rettungshunde und zehn Hunde in Ausbildung hat die Rettungshundestaffel Kernen. Einer der Lehrlinge ist Bobby. "Lieb, freundlich, aufgeweckt, temperamentvoll", so beschreibt Markus Wieland seinen Hund, der im Februar 2009 als Welpe über eine Tierschutzorganisation zu ihm nach Kernen kam. Im Oktober wird Bobby zwei Jahre alt, in der Ausbildung zum Rettungshund ist er bereits seit eineinhalb Jahren. "Am besten beginnt man mit der Ausbildung schon im Welpenalter, älter als zwei Jahre sollte der Hund möglichst nicht sein", sagt Wolfgang Grieshammer, der Leiter der Kernener Rettungshundestaffel.
Nicht nur der Hund muss bereit sein, zweimal in der Woche zu trainieren und Prüfungen abzulegen. "Wir brauchen zu den Hunden immer auch den Menschen, sie sind ein Team, eine Rettungshundestaffel ist definitiv kein Hundekindergarten, in dem man seinen Vierbeiner abgibt und geht", sagt Michael Filippi junior, der Kernener DRK-Bereitschaftsleiter. Rettungshundearbeit sei viel mehr als ein Hobby. Es erfordere einen hohen Zeitaufwand, verursache Kosten und bringe viel Verantwortung. Und die aktiven Mitglieder einer Rettungshundestaffel stellen ihre Dienste immer ehrenamtlich zur Verfügung. Markus Wieland und Bobby haben sich freiwillig verpflichtet, und sie bilden ein gutes Team. Als erstes hat Bobby gelernt, freundlich auf Fremde zuzugehen. Die nächste Lektion war das Suchen mit Anzeigeübungen, bei denen der Hund durch Verbellen, Scharren, Bringseln oder Rückverweisen die Helfer auf einen Menschen aufmerksam macht. "Das Bringseln machen Hunde, die nicht gerne bellen", sagt Wolfgang Grieshammer. Denen werde beigebracht, mit ihrem Bringsel, meist ein Stück Leder oder Stoff, das an einem separaten Halsband befestigt wird, im Maul zurückzukommen, ein Zeichen, das sie jemand gefunden haben.
Bobby ist kein Bringsler. Bobby zeigt es mit Bellen an, wenn er den Gesuchten gefunden hat. Prinzipiell sei fast jeder Hund geeignet, der gesund und leistungsfähig ist. Wichtiger als die Rasse ist der individuelle Typ, sagt Wolfgang Grieshammer. Wobei 38 Zentimeter Risthöhe das ideale Gardemaß für Rettungshunde ist. Bei großen Rassen ist das Gewicht oft das Problem, denn große Hunde sind oft schwerfällig. Auf Leitern und Stegen kann es sogar gefährlich für sie werden. "Die Belastung für den Körperbau eines großen Hundes ist immens und darf nicht unterschätzt werden."
Mit zwölf Kilogramm ist Bobby ein Leichtgewicht, was ihm beim Balancieren und Klettern hilft. Herrchen Markus Wieland braucht ihn gar nicht groß zu locken. Zielstrebig, aber vorsichtig setzt Bobby eine Pfote vor die andere. Schnell hat er die Sprossen der ersten schräg gestellten Leiter hinter sich und trippelt zielstrebig weiter über die waagerecht liegende. Sein Hundeführer ist immer auf der gleichen Höhe, so kann er eingreifen, falls der Hund daneben tritt und ins Straucheln kommt. Bobby kommt nicht ins Straucheln. Gewandt und flink überwindet der Mischling den Gitterrost und klettert die letzten Stufen hinab zu seinem Rettungshundeführer. Für seinen guten Durchgang bekommt er Streicheleinheiten und Leckerlis. "Maultaschen und Schwarzwurst, das lieben alle Hunde", sagt Markus Wieland. Auch Vierbeiner aus Spanien.
Info:
In dieser Serie stellen wir Hunde der DRK-Rettungshundestaffel des Ortsvereins Kernen und ihre Ausbildung vor.