25.02.2010 "Die positive Seite der Tragödie"
Fellbacher Zeitung Waiblingen Ein Empfang für die Helfer von Winnenden.
Von Thomas Schwarz Sie hatten nur ein Ziel: die Not zu lindern." Lorenz Menz, der Präsident des Landesverbandes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ist sichtlich bewegt, als er zu den Helferinnen und Helfern seiner Organisation im Waiblinger Bürgerzentrum spricht. Sie alle waren im Einsatz, Hauptamtliche wie Ehrenamtliche, nachdem in Winnenden ein Jugendlicher am 11. März 2009 an seiner früheren Schule ein schier unfassbares Gemetzel angerichtet hatte. Die ersten Retter des DRK leisteten unter Polizeischutz Hilfe, da noch nicht klar war, ob der Täter das Gebäude der Albertville-Realschule verlassen hatte oder noch vor Ort war und weiter schießen könnte. Trotz dieser Gefahr und der berechtigten Furcht machten die beherzten Rettungsassistenten weiter.
Danach kümmerten sich Rot-Kreuz-Helfer aus der ganzen Region um die Angehörigen der Ermordeten und die traumatisierten Zeugen des Amoklaufs. Über Wochen hinweg waren die Frauen und Männer in ihren markanten roten Jacken fester Bestandteil im Winnender Stadtbild. "Das war die Umsetzung des Gedankens von Henri Dunant", sagt Menz und erinnert an den von humanitären Ideen geleiteten Gründer des Roten Kreuzes, der sich als Zeuge der Schlacht von Solferino im Jahr 1859 um die hilflosen Verletzten kümmerte, die zurückgeblieben waren.
Im Saal des Waiblinger Bürgerzentrums haben nun jene Platz genommen, die vor rund einem Jahr unermüdlich auf den Beinen waren. "Sie haben uns sogar noch dann Kraft gegeben, als Ihre eigenen Kräfte bereits am schwinden waren", erinnert sich Astrid Hahn, die Schulleiterin der Albertville-Realschule, die den verheerenden Angriff auf ihre Schule am 11. März miterleben musste. In den Tagen danach seien Helfer des Roten Kreuzes immer bei ihr gewesen, hätten sie zu den Beerdigungen und der Trauerfeier begleitet und sie mit ihrer Fürsorge gestützt.
"Ohne Sie wäre unsere Gesellschaft arm", sagt Astrid Hahn in ihrer Ansprache, die von Herzen kommt und so auch bei den Anwesenden aufgenommen wird. Man kann es am Beifall hören, der ihr zuteil wird. "Keine Schuld ist dringender denn die, Danke zu sagen", greift sie das Motto der Rede des Landrates Johannes Fuchs auf, der Kreisvorsitzenden des DRK ist. Sie freue sich sehr, die Gelegenheit dazu noch einmal zu bekommen.
Monika Stolz, die Sozialministerin des Landes, ist extra nach Waiblingen gekommen, um den Helfern zu danken. Auch ihr ist anzumerken, wie sie das Engagement der Anwesenden berührt. Auch sie erinnert daran, wie diese trotz der Gefahr eingegriffen und danach durch ihre Herzlichkeit eine "tatkräftige Zusammengehörigkeit" geschaffen hätten. Lorenz Menz nennt das "die positive Seite einer Tragödie". Dafür gebühre den Helfern der Dank der Ministerin: "Alles Gute und Gottes Segen".