04.09.2008 Ein Fall für vierbeinige Spürnasen
Fellbacher Zeitung Rommelshausen Bei der Hundestaffel des DRK Kernen sind an beiden Enden der Leine gut ausgebildete Helfer im Einsatz Ein Hundeleben dreht sich nicht zwangsläufig nur um Fressen, Schlafen und Gassigehen. Beim Deutschen Roten Kreuz (DRK), Ortsgruppe Kernen, stehen den Vierbeinern der Hundestaffel mitunter heikle Missionen bevor. Von Katja Edler
Ein Fall für Eddy: Zwei Kinder sind scheinbar spurlos verschwunden. In der Nähe des DRK-Heims in Rommelshausen wurden sie zuletzt gesehen. Jetzt ist eine echte Spürnase gefordert. Eddys Schnauze ist berüchtigt. Als Rettungshund im Dienst des DRK hat er sich bewährt. Dass sein jüngster Fall nur Demonstrations- und Übungszwecken dient, weiß der Vierbeiner nicht. Für den Labrador ist jeder Fall ein Ernstfall. Mit entsprechend viel Elan fiebert er auch an diesem Tag seinem Einsatz entgegen.
Mit einem Klick löst Eddys Herrchen den Karabiner von der Leine. Der Vierbeiner prescht los. Zielstrebig rennt er ans andere Ende der Wiese. In gut 300 Meter Entfernung haben sich die vermeintlich vermissten Kinder auf einer Decke im hohen Gras versteckt. Kaum hat der Vierbeiner die beiden Jungs entdeckt, nimmt er das Säckchen, das an seinem Halsband baumelt, ins Maul und rennt damit zurück zu seinem Herrchen. Für den Hundehalter ist das sogenannte Bringsel ein sicheres Zeichen: Sein Hund hat Opfer entdeckt. Genauso wie im Ernstfall folgt der Hundeführer seinem Tier auch an diesem Tag zu den beiden Jungs, die die Opfer mimen. "Der ist einmal über mich drübergesprungen", sagt einer der beiden aufgeregt. Mit rund 20 anderen Kindern überzeugt er sich beim Ferienspaß des Jugendrotkreuzes vom Können der vierbeinigen Helfer.
"Anderthalb bis zwei Jahre dauert die Ausbildung von einem Rettungshund und seinem Hundeführer", sagt Dagmar Reuter. Die Stuttgarterin ist an diesem Tag mit ihrer Hündin Samira vertreten. "Im Gegensatz zu Polizeihunden leben Rettungshunde ganz normal in ihren Familien", sagt die Frau von der Hundestaffel. Mensch und Tier übernehmen mit ihrem Einsatz ein Ehrenamt. "Allerdings geht das weit über eine normale Freizeitbeschäftigung hinaus." Zweimal in der Woche trainieren die Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern jeweils drei bis vier Stunden. "Wir haben im ganzen Rems-Murr-Kreis einige Waldgebiete, in denen wir üben dürfen."
Bei Samira und ihren vierbeinigen Kollegen hat sich die Mühe gelohnt. Sie gehen über Wippen, verschwinden in einem engen Tunnel aus Kunststoffbahnen und lassen sich über eine Leiter sogar auf ein Gerüst hochschicken. "Von den Tieren erfordert das sehr viel Konzentration", sagt Dagmar Reuter. Das Hecheln sei also nicht nur Ausdruck der körperlichen Anstrengung. Zu unterschätzen sei aber auch diese Belastung nicht. "Manchmal suchen die Hunde mehrere Stunden nach vermissten Personen." Obwohl DRK-Spürnasen im Gegensatz zu Polizeihunden nicht reinrassig sein müssen, sollten sie dieser Herausforderung körperlich gewachsen sein. "Nicht jeder Hund ist dafür geeignet", sagt Dagmar Reuter.
In der Kernener Hundestaffel sind zurzeit 14 Hunde im Einsatz. Ihre Besitzer haben allesamt eine Ausbildung zum Sanitätshelfer absolviert. Von der Polizei um ihre Mithilfe gebeten, werden die Duos aus Mensch und Tier meist dann, wenn Personen vermisst werden. "Meistens geht es um ältere, demente Menschen, die verschwunden sind oder um Unfallopfer, die unter Schock vom Unfallort weggelaufen sind." Besonders bewährt haben sich die Spürnasen immer dann, wenn die Suche mit Wärmebildkameras erfolglos war. "Auf Verbrecherjagd gehen wir aber nicht. Das ist Aufgabe der Polizei", sagt Dagmar Reuter, während sie Samira mit einem Stück Saitenwurst belohnt.