06.04.2013 Waiblinger Kreiszeitung Hochhausbrand in der Friedrich-Schofer-Straße
Dramatische Flucht auf Nachbarbalkon 31-Jähriger und 34-Jährige mit Brandverletzungen in Spezialklinik / Schaden geht in die Hunderttausende Waiblingen. Bei dem Brand am Donnerstagabend wurden ein 31-Jähriger lebensgefährlich und eine 34-Jährige schwer verletzt. Sie werden in einer Spezialklinik behandelt. Beide befanden sich in der Brand-Wohnung im fünften Stock. Die Brandursache ist noch unklar. Bewohner von zehn Wohnungen verbrachten die Nacht in Notunterkünften.
Schwarz und grau vom Brand gezeichnet ist die Fassade über der Wohnung im fünften Stock, in der am Donnerstagabend das Feuer entstanden war. Die Scheibe des Küchenfensters ist herausgebrochen. Die Scheibe des Küchenfensters einen Stock darüber ist von der Hitze geplatzt. Auf dem Boden liegen verkohlte Fassadenteile. Der Schaden geht vermutlich in die Hunderttausende.
Am Donnerstagabend spielten sich hier dramatische Szenen ab. „Plötzlich klingelte es und Bewohner riefen in die Sprechanlage: Es brennt! Alle raus!“, erinnert sich ein 82-jähriger Bewohner. Seine Wohnung liegt in Richtung Süden, weshalb er von der Aufregung im Haus bis dahin nichts mitbekommen hatte. Meterhohe Flammen züngelten aus der Wohnung auf der Westseite im fünften Stock die Häuserfassade entlang. Rauchschwaden stiegen in den Himmel. Für die Freiwillige Feuerwehr Waiblingen waren die schon aus der Ferne auf dem Weg zum Einsatzort erkennbar, weshalb sie gleich die beiden Abteilungen Neustadt und Hegnach zusätzlich alarmierte, berichtet der stellvertretende Feuerwehrkommandant Jürgen Aldinger.
Waghalsige Kletteraktion in schwindelerregender Höhe
Kurz bevor die Feuerwehr eintraf, müssen sich halsbrecherische Szenen im Hochhaus in der Friedrich-Schofer-Straße abgespielt haben. Die 34-jährige Bewohnerin und ihr 31-Jahre alter Besucher waren gerade in der Wohnung, als das Feuer nach 19 Uhr ausbrach. Offenbar war der Fluchtweg ins Treppenhaus versperrt, weshalb die 34-Jährige auf den Fenstersims des Küchenfensters kletterte und von dort aus auf den Balkon der Nachbarwohnung. Laut Polizeimeldung hatte ihr dabei der 31-jährige Besucher geholfen, bevor er sich selbst vom Balkon der Wohnung auf den darunterliegenden retten konnte. Und das in schwindelerregender Höhe: im fünften Stock des Hochhauses. „Das will man sich nicht vor Augen halten“, sagt der stellvertretende Kommandant Jürgen Aldinger. Beide Personen rettete die Freiwillige Feuerwehr anschließend mit der Drehleiter. Mittlerweile befinden sie sich in einer Spezialklinik. Die Frau trug schwere Brandverletzungen davon, der Mann wurde sogar lebensgefährlich verletzt. Das komplette Gebäude mit mehr als 130 Wohnungen musste von der Feuerwehr evakuiert werden. Draußen kümmerte sich das Deutsche Rote Kreuz um die Bewohner. Für sie war schnell ein beheiztes Zelt aufgebaut. Jetzt galt es die Personen zu registrieren. Damit wurde festgestellt, wer zum Brand-Zeitpunkt im Gebäude war. Die Angaben wurden mit Bewohnerlisten verglichen. Ebenfalls schnell am Einsatzort war Oberbürgermeister Andreas Hesky. Vom Busunternehmen Dannenmann orderte er zwei Omnibusse, die den Bewohnern eine warme Umgebung boten. Das DRK betreute die Bewohner und versorgte sie mit Decken und Getränken. „Es war ziemlich kalt und viele waren situationsbedingt nicht warm genug angezogen“, sagt Heiko Fischer vom DRK Waiblingen. „Von Anfang an war nicht klar, welche Ausmaße das Feuer hat, und wie viele Wohnungen durch den Brand unbewohnbar waren“, sagt er. Weshalb er an erster Stelle zusammen mit dem DRK vorsorglich die Staufer- sowie die Salier-Turnhalle hat reservieren lassen. Das DRK hätte diese mit Feldbetten und Decken zu einer Notunterkunft umfunktioniert. Das Ausmaß des Feuers stellte sich aber als deutlich geringer heraus. Gegen 20 Uhr hatte die Waiblinger Wehr den Brand im Griff. Letzte Glutnester waren gegen 1.30 Uhr gelöscht, so Jürgen Aldinger. Um sicherzugehen, hielten Feuerwehrmänner die Nacht über Brandwache. Bei der Registrierung vor dem Hochhaus gaben alle Bewohner ihren Wohnungsschlüssel ab. Nachdem der Brand gelöscht war, kontrollierte die Feuerwehr die Wohnungen auf giftige Rauchgase. OB Hesky hat die Feuerwehrmänner dabei begleitet. Gegen Mitternacht konnten die meisten Bewohner zurück in ihre Wohnung, wozu OB und die Waiblinger Wehr die 130 Schlüssel zurückverteilten. Für Bewohner von zehn Wohnungen besorgte die Stadtverwaltung eine Notunterkunft. Wohnungen, die nur leicht verraucht waren, konnten gestern wieder bezogen werden. Für OB Hesky war die Arbeit beim Brand, die im Hintergrund ablief, insbesondere das Zusammenwirken der Einsatzkräfte „eine neue Lebenserfahrung“, wie er selbst sagt. „Man glaubt gar nicht, was da für eine logistische Herausforderung dahintersteckt. Als OB spricht man immer über die gute Zusammenarbeit. Da hat man sie in vollem Umfang gesehen.“
Viele Helfer
- <span style="font-family:"Arial","sans-serif"; mso-fareast-font-family:NewspaperPiBT-Regular--Identity;color:#C00033"></span><span style="font-family:"Arial","sans-serif";color:black">Beim Hochhausbrand in der Friedrich-Schofer-Straße war der Rettungsdienst mit zehn Rettungswagen im Einsatz. Darüber hinaus waren vier Notärzte sowie ein leitender Notarzt vor Ort, vier Führungskräfte des Rettungsdienstes und 28 Ehrenamtliche mit acht Fahrzeugen aus den DRK-Bereitschaften Waiblingen und Kernen. </span>
- <span style="font-family:"Arial","sans-serif"; mso-fareast-font-family:NewspaperPiBT-Regular--Identity;color:#C00033"> </span><span style="font-family:"Arial","sans-serif";color:black">Die Freiwillige Feuerwehr Waiblingen war zusammen mit den Abteilungen Neustadt und Hegnach mit 66 Männern im Einsatz; eine Drehleiter, fünf Löschfahrzeuge, ein Rüstwagen, zwei Wechsellader und ein Einsatzwagen. Kreisbrandmeister Andreas Schmidt leitete den Brandeinsatz.</span><span style="font-family:"Arial","sans-serif""></span>