07.04.2015 Fellbacher Zeitung Blutspenden als Lebenselixier
Fellbacher & Rems-Murr-Kreis Kernen Otto Kaltenbach hat in vier Jahrzehnten mehr als 60 Liter seines seltenen Lebenssafts abgegeben. Eva Herschmann Foto: Fellbacher Zeitung
Mit den glänzenden Ehrennadeln des Deutschen Roten Kreuzes ist Otto Kaltenbach schon fast ebenso vertraut wie mit den spitzen Instrumenten, mit denen ihm regelmäßig Blut abgenommen wird. Als ihm Michael Filippi, der Kernener Bereitschaftsleiter, das goldene Abzeichen mit der eingravierten '125' bei der Blutspenderehrung in der Glockenkelter überreichte, hat der 66-Jährige dennoch gestrahlt.
Das Spenden ist Kaltenbach, der seit 1977 in Rommelshausen lebt, schon lange ins Blut übergegangen. Seitdem er mit 21 Jahren, noch in seiner Heimat Unterampfrach im Kreis Feuchtwangen, zum ersten Mal seinen Schulfreund begleitete, hat er sozusagen Blut geleckt. Für die Ärzte ist Otto Kaltenbach derweil pures Gold wert, denn sein Lebenssaft hat die seltene Gruppe A-Rhesus negativ.
Dass es ihm körperlich so gut geht, führt Kaltenbach auf das regelmäßige Blutspenden zurück. 'Für mich ist es das pure Lebenselixier. Ich fühle mich danach wochenlang viel wohler.' Auch die Prozedur mit der Nadel empfindet er als angenehm. 'Ich habe aber auch besonders gute Venen, die sich leicht stechen lassen.' Auf das obligatorische Liegenbleiben könnte er leicht verzichten. 'Doch beim DRK ist es halt Vorschrift.' Während des Aderlasses genießt er die Gespräche mit den Nachbarspendern und den Blutabnehmern und Helfern vom Deutschen Roten Kreuz (DRK).
Wo er auch hinkommt, wird der Rekordspender aus Rommelshausen freudig empfangen. Der Mann mit dem raren Lebenssaft wird von allen geschätzt. Bislang sei er auch noch nie abgelehnt worden, sagt Kaltenbach. Allerdings vermeidet er auch bewusst exotische Fernreisen und macht lieber im europäischen Ausland Urlaub. 'Kenia oder so etwas käme für mich nie in Frage, denn dann könnte ich eine Weile nicht mehr spenden.' Ein untragbarer Zustand für Otto Kaltenbach, der kaum eine Aktion im Umkreis auslässt. In einem Heft, das er in seiner Schublade hat, stehen alle Termine des DRK-Blutspendedienstes in der Gegend. Egal, wo er hinkommt, er kennt Ärzte und Sanitäter und freut sich, dass man auch ihn überall persönlich begrüßt. 'Ich werde manchmal sogar vom Roten Kreuz angeschrieben und zum Spenden gebeten', sagt er nicht ohne Stolz.
Froh ist Kaltenbach darüber, dass das Alter für Blutspender schon vor einiger Zeit auf 68 Jahre angehoben wurde. Dass er bis zur Altersgrenze durchhält, daran hat Otto Kaltenbach keinen Zweifel. Schließlich sei er gesund, sagt er und erzählt, dass alle Ärzte, die er aufsucht, immer ganz erstaunt sind, wenn sie hören, wie viele Liter er schon abgegeben hat.
Mehr als 60 Liter, das sind in etwa so viel wie in zehn Menschen fließen, hat er in seinem Blutspenderleben bereitwillig hergegeben, so viel wie noch kein Kernener jemals zuvor. Blutarm ist Kaltenbach davon nicht geworden. Im Gegenteil. 'Mein Hausarzt meint, ich soll damit weitermachen, es tut mir gut.' Außerdem weiß der 'Römer' ,wie kostbar sein freiwilliger Blutzoll für Unfallopfer sein kann, bei denen der seltene Lebenssaft A-Rhesus negativ durch die Adern fließt.