12.02.2018 Fellbacher Zeitung Im Rathaus wird die Wiederbelebung trainiert
Medizin Lehrer aus Baden-Württemberg lernen in Fellbach, wie man bei plötzlichem Herzstillstand richtig reanimiert. Von Sascha Sauer
Das Training sieht spektakulär aus: Die rund 30 Lehrer drücken auf die Reanimationspuppen. Wieder und wieder. Zweieinhalb Minuten lang. Bei der Herzdruckmassage lassen sie sich auch nicht von einem Martinshorn aus dem Takt bringen, das einen Krankenwagen simulieren soll. Oder von der Durchsage, dass sich der Rettungswagen verfahren hat.
Im großen Saal des Fellbacher Rathauses wird am Freitagnachmittag Wiederbelebung trainiert. Die Fortbildung im Rahmen der Initiative „Löwen retten Leben“ soll Lehrer in der vereinfachten Reanimation qualifizieren, damit diese ihr neues Wissen an ihre Schüler im Unterricht weitergeben können.
Und das ist wichtig: „Jährlich sterben in Deutschland rund 100?000 Menschen an einem plötzlichen Herztod“, sagt Jovin Bürchner, der die Fortbildung hält. Im internationalen Vergleich hinke Deutschland bei der Laienreanimationsrate immer noch hinterher.
Viele Menschen könnten noch leben, sagt Jovin Bürchner, wenn Ersthelfer bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes eine Herzdruckmassage ausgeführt hätten. Vor diesem Hintergrund hat das Kultusministerium in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz, der Stiftung Deutsche Anästhesiologie sowie dem Sparkassenverband Baden-Württemberg und Laerdal Medical – einem norwegischen Hersteller von Medizinprodukten – die Initiative „Löwen retten Leben“ gestartet.
Die Lehrerfortbildung fand im Rahmen des Stuttgarter Intensivkongresses statt, der von Donnerstag bis Samstag in der Schwabenlandhalle abgehalten wurde. Jovin Bürchner hat in den vergangenen zweieinhalb Jahren rund 1700 Lehrer geschult. Er ist der Überzeugung, dass „Learning-by- Doing“ und das „Tun“ mögliche Hemmungen aufhebt, eine lebensrettende Reanimation bei plötzlichem Herzstillstand zu machen. „Es ist eine Chance, man kann nichts falsch machen“, sagt Jovin Bürchner, der früher ein mal selbst Rektor war und jetzt beim DRK-Landesverband Baden-Württemberg die Schularbeit koordiniert.
In Fellbach empfiehlt er den rund 30 Lehrern die vereinfachte Reanimation mit Schülern – spätestens ab der siebten Klasse – im Unterricht zu machen. „Mindestens einmal im Schuljahr“, sagt Jovin Bürchner. „Nutzen Sie doch am besten eine Vertretungsstunde dazu.“