14.10.2014 Waiblinger Kreiszeitung Frauchen und Herrchen leiden mit
Kernen-Rommelshausen. Was tun, wenn Bello mit der Pfote in einen Dorn tapst und sich hinkend zum Fressnapf quält? Hundehalter betrübt dieser Anblick mindestens so sehr wie ihre Vierbeiner, die unter Schmerzen leiden. „Einen kleinen Dorn kann man rausziehen“, beruhigt Ilona Steichele. „Und je nach Verletzung gibt es dann verschiedene Verbände.“ Zwölf Halterinnen und Halter spitzen die Ohren. Text: Hans-Joachim Schechinger Foto: Thomas Schlegel Waiblinger Kreiszeitung
Hunde sind neugierig. Sie suchen, spielen und reißen manchmal aus. Schnell passiert dann ein Unfall. Herumtollende Vierbeiner verletzten sich am häufigsten an ihren Pfoten. Sie schneiden sich an einer Glasscherbe in die empfindlichen Ballen oder reißen sich eine Kralle ein. Vor aufmerksamen Frauchen und Herrchen, die den Erste-Hilfe-Kurs des Roten Kreuzes ins Rommelshausener DRK-Heim belegt haben, erklärt Ilona Steichele an ihrem Assistenten, einem wunderschönen Golden Retriever, wie man Verletzungen mit wenigen Handgriffen sicher erkennt und richtig erstbehandelt.
Bei Bienenstich im Mund: Erst mal den Stachel herausziehen
Einige Halter haben ihren ersten Hund. Sie wollen sich mit Ratschlägen der DRK-Ersthelfer, die auf Erfahrungen mit der Rettungshundestaffel zurückgreifen können, Sicherheit verschaffen. Frage: „Was tun, wenn mein Hund, der in der Wohnung gerne Bienen nachjagt, in den Mund gestochen wird?“ Fachfrau Steichele: „Erst einmal nachschauen, ob ein Stachel drin ist. Wenn die Stelle anschwillt, kühlen: einen Eiswürfel zum Lutschen geben oder von außen kühlen mit feuchten Handtüchern.“ Sollte die Schwellung zunehmen und der Hund nur noch schlecht Luft bekommen, empfiehlt sie, zügig zum Tierarzt zu gehen.
Die meisten Verletzungen betreffen die Hundepfoten. Um Schnitt- und Risswunden an der Pfote von Verstauchungen und Brüchen im Bein unterscheiden zu können, muss der Halter erst einmal genau hinsehen. Deshalb begann der Kurs mit Gewöhnungsübungen. Ein Haushund muss darauf vorbereitet sein, dass Frauchen oder Herrchen, wenn er Schmerzsymptome zeigt, die Pfoten anschauen, die Zehenzwischenräume kontrollieren, die empfindlichen Ballen abtasten. „Wichtig ist“, sagt Ilona Steichele, „dass die Teilnehmer den Hund einschätzen lernen, solange es ihm gutgeht. Wenn man einen Hund aus dem Tierheim holt, kennen die das Anschauen und Abtasten noch nicht. Da muss man erst mal Vertrauen aufbauen.“ Prüfen kann man die Schnauze auf Blut, die Ohren auf Schmutz, die Pfoten auf Wunden. Vor allem die Pfoten sind Schwachstellen, die gelegentlich medizinisch behandelt werden müssen.
Beispiel: Beim Gassigehen ist Bello in einen Brombeerdorn getreten. Er tritt nicht mehr so fest auf wie bisher. Beim Rennen hinkt er leicht. „Einen kleinen Dorn kann man rausziehen“, rät Ilona Steichele. Und je nach Verletzung lassen sich verschiedene Verbände anlegen. „Ein Pfotenverband ist aufwendiger, weil er eine Weile halten soll: Erst mit Polsterwatte abpolstern, mit einer Binde fixieren und dann eine festere Binde darüber, damit der Verband Halt hat.“
Bei akuten Vergiftungen droht Bewusstlosigkeit
Herumtollende Hunde verletzten sich nicht nur, sie können sich vergiften, wenn sie beim Schnüffeln auf Rattengift oder Verdorbenes stoßen. Das gehe schneller als man denkt, sagt Ilona Steichele. Woran erkennt Frauchen nun, dass Bello ausgelegtes Rattengift verschluckt hat? „Meistens ist ein Hund danach sehr schlapp, lethargisch. Er verändert sich vom Wesen her, verweigert Futter, sucht eine Ecke und versteckt sich. Wenn er sich unter Umständen erbricht, sieht man auch sehr schnell, was drin war.“ Im schlechtesten Fall befällt den akut erkrankten Vierbeiner Fieber, sein Kreislauf bricht zusammen, er wird bewusstlos. DRK-Frau Ilona Steichele rät, das lethargische Tier zunächst sehr aufmerksam zu beobachten, anhand der sichtbaren Signale seinen Zustand einzuschätzen, um dann rasch den Tierarzt zu konsultieren.
Auch Verstauchungen und Knochenbrüche gehören zu den schwereren Verletzungen, die sich Vierbeiner beim Spielen und Springen in unübersichtlichem Gelände zuziehen können. „Die Symptome sind ähnlich“, sagt Steichele, „er belastet die Pfote nicht, er hat eine Art Schonhaltung. Das Bein schwillt an, der Hund wird empfindlich.“ Das sei in jedem Fall eine Sache für den Tierarzt, der klären könne, was hinter den Symptomen stecke. Erste Hilfe durch den Halter dürfe in Kühlung bestehen, um den Schmerz zu betäuben, auch abpolstern helfe, wenn es der Hund duldet.
Sind bestimmte Hundearten empfindlicher, anfälliger für Krankheiten als andere? „Ja“, sagt Ilona Steichele, „Modehunde, die verstärkt gezüchtet werden, die sind anfälliger für bestimmte Erkrankungen. Wir sind darauf eingestellt. Wir wissen, was passieren kann.“ Zu den Kursinhalten im Rommelshausener DRK-Heim zählte nicht nur der Ablauf von Hilfeleistungen in bestimmten Notsituationen, die Halter lernten auch, wie man die Lebensfunktionen eines Hundes sichert und mit anderen akuten Zuständen wie Verbrennungen und Krampfanfällen umgeht. Darüber hinaus erfuhren die Teilnehmer Nützliches zu Rechts- und Versicherungsfragen.
Schleimhäute sind ein Indikator
Die Schleimhäute eines Hundes können ein Indikator für mögliche Krankheiten sein. Zum Überprüfen eignet sich die Maulschleimhaut. Dafür einfach eine Lefze hochschieben. Sollte der Vierbeiner über eine stark pigmentierte Maulschleimhaut verfügen, dann sollte die Überprüfung über das dritte Augenlid geschehen.
Ursachen für einen Schock beim Hund sind vielfältig: Ob ein Trauma, Allergien oder Vergiftungen, es gibt viele Auslöser. Einen Schock erkennt man bei einem Hund an einer kalten Körperoberfläche, blassen oder bläulichen Schleimhäuten, einem schnellen und flachen Puls sowie einer schnellen Atmung.
Wichtig: die Vitalfunktionen prüfen. Bei Bewusstlosigkeit sollte die Atmung sichergestellt und gegebenenfalls die Reanimation eingeleitet werden. Bei Bewusstsein hilft Wasser mit einer Traubenzuckerlösung sowie Stressvermeidung. In beiden Fällen: Tierarzt rufen.