29.07.2008 "Helfer vor Ort": Immer in Bereitschaft
Waiblinger Kreiszeitung Kernen i. R. Einige Rotkreuz-Mitglieder aus Kernen haben für Notfälle ständig einen Funkmelder dabei
Von unserer Mitarbeiterin Anja Hartwig
Zu 19 Einsätzen wurden die "Helfer vor Ort" aus Kernen in diesem Jahr schon gerufen. Mindestens einmal gelang es ihnen dabei, durch eine schnelle Reanimation ein Menschenleben zu retten. Außer Anerkennung bei der Bevölkerung bekommen sie nichts für ihre ständige Alarmbereitschaft. Aber das stört die sechs Mitglieder nicht - denn "am meisten belohnt der Erfolg".In Kernen gibt es die HvO, "Helfer vor Ort", seit Dezember 2007. Finanziert wird die ehrenamtliche Gruppe durch den Ortsverein des Roten Kreuzes. HvO sind besonders ausgebildete und extra ausgerüstete Rotkreuzhelfer, die bei Notfällen von der Rettungsleitstelle in Waiblingen (112) per Funkmelder gleichzeitig mit dem Rettungsdienst informiert werden. Ziel dieser ehrenamtlichen Mitglieder ist es, die Notfallstelle innerhalb von fünf bis acht Minuten zu erreichen. Da sie selbst im Ort wohnen und ihre Ausrüstung immer im Privatwagen bei sich haben, können sie meistens einige Minuten vor dem Rettungsdienst dort sein und bis zum Eintreffen des Notarztes schon erste eventuell lebensrettende Maßnahmen einleiten.
Die Gruppe hat sechs feste Mitglieder zwischen 21 und 52 Jahren: Dieter Hurlebaus, Annette Kautz, Urs Bicheler, Martin Maier, Manfred Sauer und Michael Filippi. Mitmachen kann eigentlich jeder. Voraussetzung sind eine rettungsdienstliche Ausbildung, ein HvO-Seminarabend und einige Stunden als Praktikant auf dem Rettungswagen.
Die Mehrheit der Gruppe ist schon lange beim Roten Kreuz und hat deshalb sogar eine Ausbildung zum Rettungssanitäter. Dieter Hurlebaus zum Beispiel kam schon sehr früh über den Erste-Hilfe-Kurs für seinen Führerschein zum Roten Kreuz. Auch Anette Kautz fing vor etwa 35 Jahren beim Jugend-Rotkreuz an und ist bis heute dabei geblieben.
In diesem Jahr wurden die HvO schon zu 19 Einsätzen gerufen. Meistens handelt es sich um Herzbeschwerden, Atemnot oder Verkehrsunfälle. Besonders schön sei es natürlich, wenn ihnen so wie neulich bei einem Einsatz eine Reanimation gelingt und der Verunglückte ins Leben zurückgeholt werden kann, erzählt Dieter Hurlebaus. Als HvO muss man aber auch mit negativen Erlebnissen klarkommen können. Angst haben die Mitglieder vor allem davor, einmal zu einem Notfall gerufen zu werden und in den Opfern Freunde oder Verwandte zu erkennen. "Bei Kindern ist es sowieso immer besonders schlimm", sagt Urs Bicheler. Für solche Fälle haben die sechs die Möglichkeit, mit jemandem vom Notfallnachsorgedienst des Roten Kreuzes zu reden. "Wichtig ist vor allem, das Erlebte nicht in sich reinzufressen", so Michael Filippi.
Um vor Ort auf alles vorbereitet zu sein, brauchen die freiwilligen Helfer natürlich eine entsprechende Ausrüstung: Sauerstoffflasche, Beatmungsbeutel, Blutdruckmessgerät, Halskrause, Verbands- und Schienenmaterial, Kühlpacks und eine Rettungsdecke zur Wärmeerhaltung gehören zur Grundausstattung. Da die nicht gerade günstig ist, können die "Helfer vor Ort" die 1000-Euro-Spende, die sie kürzlich von der Bürgerstiftung Kernen bekommen haben, gut gebrauchen.
Beruflich machen alle sechs Mitglieder der Truppe etwas völlig anderes. Ihr ehrenamtliches Engagement als "Helfer vor Ort" betrachten sie als "sinnvolle Freizeitbeschäftigung". Bezahlt werden sie für die freiwillige Arbeit nicht. Aber: "Man bekommt viel Anerkennung von der Bevölkerung", erzählt Michael Filippi. Und in einem sind sich alle einig: "Am meisten belohnt der Erfolg."